Die Zieher & Leeb COV-BRIEFE

52 Stück sind es geworden! Im Zeitraum April bis Dezember 2020 haben wir ein virtuelles Tagebuch geführt, um den kreativen Stau im Hirn zu vermeiden - viel Spaß beim Reinlesen!

CovBrief 52

Fröhliche Leeb,

da du so gar nicht in Weihnachtsstimmung kommen willst, hab ich mir für dich etwas Besonderes ausgedacht und mich echt in Schale geworfen - oder besser gesagt in Lametta. Ich finde mein Kostüm spiegelt vieles wieder, was dieses Jahr ausgemacht hat: alles irgendwie zerfranst, alles übertrieben, geschmacklos, man möchte es lieber nicht, aber es ist halt da. Würdevolles Weihnachten sieht anders aus. Aber der Begriff „würdevoll“ ist sowieso nicht mehr das was er mal war, seit ihn der Kanzler gebraucht und behauptet, Kinder Weihnachten in schäbigen Behausungen verbringen zu lassen sei quasi eine christliche Tradition. Aber es wird Weihnachten und so will ich versöhnliche Worte von mir geben, Glanz verbreiten und mich auf das konzentrieren, was zu dieser Jahreszeit besonders zählt: Geschenke, Promille und Kalorien. 

Es grüßt dich festlich,

Zieher

CovBrief 51

Hallo Zieher!

Gute Laune sagst du. Naja. Ich bin wie immer im Team Grantscherm. Ich tu mich im Moment total gern ein bisserl hineinsteigern in meine schlechte Laune und pflege dieses Pflänzchen ein wenig. Im Garten der mieselsüchtigen Gemüter wachsen auch viele andere Pflanzen, die durch die gute Düngerlage enorm gut gedeihen. Welche Düngerlage? Was ist das für ein deppertes Wort? Ich finde, wir müssen uns momentan mit so unfassbaren Inhalten herumärgern, dass ich als Reaktion darauf Wörter kreiere, um meinen Unmut zu äußern. Und der Dünger, der die Grant-Pflanzerl nur so gedeihen lässt, wird ja täglich in den Garten gespritzt. Egal ob unser Nationalratspräsident über die logischen Konsequenzen von Inseratkäufen belehrt oder wir uns fragen wollen, was der nächste FPÖ-Mandatar auf einen Corona-Schnelltest schüttet, damit wir alle wissen, dass er alles viel besser verstanden hat als wir alle. Meine schlechte Laune liegt aber natürlich auch an meinem grundsätzlichen Naturell, das ich so gut wie möglich zu kaschieren versuche, aber auch daran, dass ich nicht so eine fancy Brille hab wie du. Ich hab eine normale Brille. No more words needed.


#FakeOff! #CovBriefe #TAG #scheisscorona

CovBrief 50

Na, servas, Leeb! Ein paar Tage Lockdown und Homeschooling und das Ende Deiner Resillienzkurve ist schon erreicht. Da wird es Dich besonders freuen zu hören, dass mich derzeit nichts erschüttern kann. Ich hab nämlich beschlossen, ab sofort alles nur mehr positiv zu sehen, quasi durch die Rosa-Herzerl-Brille. Fragen beantworte ich mir prinzipiell nur mehr selbst, schließlich bin ich mir selbst die beste Expertin. Was tun, wenn die Theater geschlossen sind? In der Badewanne Adventlieder singen und als Livestream übertragen. Die Ausgangsmöglichkeiten sind langweilig? Einmal am Tag aus dem Fenster klettern und wieder rauf sorgt auch für Bewegung und ist quasi kontaktlos. Du siehst, die Brille wirkt! Ich würde sie dir ja gerne leihen, aber da ich ein gutes Herz habe, werde ich sie jetzt erst mal dem Grasser schicken, der braucht sie grad dringender.  Vielleicht kannst du die Brille ja direkt im Kaufhaus Österreich bestellen.  

Es grüßt dich eine sehr gut aufgelegte Zieher


CovBrief 49

Hallo Zieher.

Nostalgisch sagst du. Hm. Aus nostalgischen Gründen und vor allem, um meine Nerven zu beruhigen, hab ich mir heute Londonschnitten gebacken. Ich sage bewusst „mir“, weil ich sie dann gönnerhaft teilen kann und somit gleich eine gute und adventliche Tat erbracht habe und mich den Rest der Adventszeit deppert aufführen kann. Und fluchen, schimpfen und schreien darf, weil momentan bin ich im Team „Verzweifelte Wutbürgerin“. 

Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, ob ich meinen Emotionen freien Lauf geben soll oder mich besser zurückhalte, damit niemand glaubt, ich hätte gerade meine Tage oder bin anders unpässlich. Aber drauf geschissen.

Ich bin bereit, die Auflagen, die uns gerade in die innere Isolation treiben, zu erfüllen. Ok. Ich mache Zoom-Konferenzen um meine Familie und Freunde zu sehen, ich halte Abstand und bleib zu Hause, betreue mein Kind und gehe nur raus um frische Luft zu schnappen oder zu arbeiten.

Was sollte ich auch sonst tun?

Die Bücherei ist geschlossen, mein Buchhändler ebenso und meinen Adventskranz kann ich mir nicht bei meinem Blumenhändler um die Ecke holen. 

Aber was zum verfi***ten Sch***dreck fange ich mit der Möglichkeit an, eine Waffe zu erstehen oder zumindest gustieren gehen zu können.

Was für eine gsch****ene Hu****ei noch einmal soll das sein? 

Ich habe gelesen, was es dazu zu lesen gab, habe zugewartet, ob ich mich wieder beruhige, aber es geht nicht weg.

Es geht nicht weg.

Ebenso wie die Trauer darüber, dass wir als Menschenkinder und Gesellschaft einen Terrorakt verarbeiten müssen und uns dabei an verschlossenen Buchläden in den Auslagen unsere Spiegelbilder ansehen können.

Es ist ein Skandal und eine Frechheit. Es ist eine Zumutung und eine Sauerei. Es ist unerklärlich und ich bin so entrüstet, dass mir nicht einmal meine Londonschnitten helfen können.


CovBrief 48

Liebe Leeb, 

ja, es gab schon heiterere Zeiten als jetzt. Dabei haben wir seit dieser Woche Fasching und alle gehen maskiert! (Dieser kleine Faschingskalauer sei erlaubt in Zeiten wie diesen). Ich gebe ja zu, dass ich seit einigen Jahren dem privaten Kostümieren abgeschworen habe und mich nur noch berufsmäßig lustig verkleide. Aber in früheren Zeiten (man nannte das „Kindheit“) habe ich es durchaus genossen, mich in seltsame Kleider stecken zu lassen, um als vorgeblich andere Person bei lustigen Spielen Faschingskrapfen von einer Wäscheleine herunterzubeißen. Von den meisten Verkleidungen gibt es (wahlweise: zum Glück/leider) keine Fotos, denn damals hat man ja Fotos nur bei wirklich wichtigen Gelegenheiten gemacht (Taufe, Erstkommunion, Hochzeit). Eine solche war das Jahr, in dem ich als „Mexikanerin“ gegangen bin, was aus heutiger Sicht natürlich a) ein Wahnsinn b) provozierend c) nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, wenn man mal vom Hut absieht. Costa Cordalis und seine Hymne auf meinen Vornamen haben uns dazu inspiriert. Der Liedtext dient heute ja nur zur Erinnerung an damalige Möglichkeiten. „Allein in Mexiko“: Weit weg zu fliegen in ein fremdes Land ist derzeit ja nicht einmal mit negativem PCR-Test vorstellbar. „Fiesta ist heut“: Aber nur mit weniger als 6 Menschen, die Zuhause mit anderen Abstand halten. „Musikanten bei Nacht“: Klarer Verstoß gegen Auftrittsverbot und Ausgangsbeschränkungen. „Schwarz war ihr Haar“: alle paar Wochen auch heute noch. Du siehst also, früher (also vor Corona) war doch einiges besser. Abgesehen von der Musik.

Es grüßt dich etwas nostalgisch,

Zieher



CovBrief 47

Hallo Zieher,

ich wollte Dir ja recht rasch antworten auf Deinen Brief (Lockdown-Zeit ist CovBriefe-Zeit!) und mit Dir die wiederholte Zeit des Nichtauftretens zelebrieren. Aber dann kam der Montag Abend in Wien. Und dadurch ist etwas passiert, was Du bei mir ja noch recht selten erlebt hast: Ich war sprachlos. Fassungslos. Völlig durch den Wind. So ein Terroranschlag in der eigenen Stadt, an Plätzen, an denen ich selbst schon, ganz in Gedanken an die Auswahl von Eissorten vertieft, flaniert bin, das raubt einem schon die Sprache und den Boden auf dem man zu stehen glaubte. Ich war mir nicht sicher, wie ich da überhaupt wieder raus kommen sollte aus diesem Abgrund. Doch hat mich die Nation gerettet, die schon so oft die Welt gerettet hat: USA! Anders als in echten Demokratien war in den USA nämlich gerade das spektakulärste Wahlspektakel zugange, das man sich vorstellen kann. Am ersten Tag wartete ich voller Ungeduld auf die erlösende Verkündung des Wahlergebnisses. Beinahe hätte ich zum Nägelbeißen begonnen, habe es aber aus Schönheitsgründen verworfen (man ist ja als Kabarettistin von Welt seinem Publikum selbst im Lockdown eine gewisse Ästhetik schuldig). Ich ging schlafen mit der Gewissheit, am nächsten Morgen würde es ein Ergebnis geben.  Aber es kam nicht. Am nächsten Morgen dasselbe. Bis ich begriff: Ich bin gefangen in „Täglich grüßt das Trumpeltier“. Aus Sicht der Demokratie ein Albtraum, ein Jammerspiel, ein Horrorszenario. Aus meiner Sicht: die beste Ablenkung, die man sich nach einem schrecklichen Ereignis wünschen kann. Denn jeden Tag ist er wieder da, mit seinen lächerlichen Beschuldigungen, seinen tolpatschigen Versuchen die Niederlage wegzureden, die Demokratie auszuhebeln. Ein Übeltäter, über den man jeden Tag den Kopf schütteln kann, eine Figur so überzeichnet, dass man ihr niemals ein zweites Mal die höchste Staatsverantwortung geben würde und somit eine Komödie ersten Ranges. "Verbrecher muss man der Lächerlichkeit preisgeben". Das hab ich aus einem deiner Stücke über Hannah Arendt (Da staunst du, wie ich aufpasse!). Denn nichts mögen Mächtige weniger, als dass man über sie lacht. Und so habe ich beschlossen, wieder über die Mächtigen und Verbrecher dieser Welt zu lachen und Boden zurück zu gewinnen. Schließlich haben wir zwei ja noch einen Auftrag: Welt retten, Eis essen gehen und im Dezember eine Show spielen. 

Gruß,

Leeb



CovBrief 46

Verdammt, Leeb! 

Da hatte ich doch - blauäugig wie ich nun mal bin - damit gerechnet, Dir nie wieder schreiben zu müssen, weil wir eh quasi dauernd in Vorbereitung eines gemeinsamen Live-Auftritts auf der Bühne gewesen wären. Ich hätte Dir höchstens ein paar hilfreiche Post-Its geschrieben, quasi als Spielanleitung für eine Show. Und jetzt das! Ich war noch nie ein Fan von Fortsetzungen (sind wir uns ehrlich: Bei den Sissi-Filmen ist ja nur der erste Teil wirklich gut!). Aber jetzt: Lockdown 2! Gleiche Besetzung wie beim ersten Teil, Spannungsbogen schon etwas abgeflacht (im Gegensatz zur Infektions-Kurve). Auf diese Fortsetzung hätte ich gern verzichtet. Noch dazu, weil wir seit kurzem die supertollen neuen Glitzer-Outfits haben. Aber das Virus liebt bekanntlich Glamour und sucht deshalb lieber Theater (mit überpaillettierten Schauspielerinnen) als religiöse Zusammenkünfte auf. Wir sollten uns im November also nach alternativen Auftrittsmöglichkeiten umsehen, bei denen allerdings niemand zusehen darf. Knifflig! Vielleicht könnten wir uns als Pressekonferenzdarstellerinnen bewerben: da schaut bald eh keiner mehr zu, improvisieren können wir besser als die Regierung und die Regierung könnte sich währenddessen auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren (welche Aufgaben waren das schnell noch mal abgesehen vom Pressekonferenzenhalten?). Es wäre damit allen gedient, uns und Österreich. Bist du bereit? 

Es grüßt dich unerwarteterweise Zieher



CovBrief 45

Ihr Lieben,

die letzten Monate haben das Beste und Schlechteste zum Vorschein gebracht. Das Schlechteste war, dass wir nicht miteinander auftreten konnten und als Duo so getrennt waren, wie es nur zwei Einzelpersonen sein können. Das Beste war, dass wir uns liebreizende, weltverändernde Briefe schreiben und dabei feststellen konnten, dass die jeweils andere auf Distanz zwar weniger anstrengend, aber eben auch distanzierter war. Und nicht nur das! Seht Euch an, was aus uns durch die lange Trennung geworden ist! Waren wir bis März noch jung, naiv und rosenwangig, trauen wir uns jetzt nur noch mit Maske unter das Volk. Deshalb ist es Zeit, das Briefeschreiben einzustellen und an unserer Verjüngung durch aktives Auftreten in Echt-Zeit vor echtem Publikum zu arbeiten. Wir spielen wieder! Vor Euch! Danke, dass Ihr bei unseren Briefen mitgelesen, kommentiert, geteilt, geliket, gewasauchimmerhabt! You made our months! :-) Jetzt freuen wir uns darauf, Euch alle wieder voll in echt im TAG zu sehen. Es wird glamourös und ehrlich. Und Lügengeschichten gibt es jedenfalls genug aufzudecken. Wir sind bereit!

Herzliche Grüße,

Zieher & Leeb

 


CovBrief 44

Hallo Leeb,

jetzt ist es also tatsächlich bald so weit, dass wir wieder gemeinsam auf die Bühne gehen! 17. September! Das wird was! Eigentlich hatte ich mich ja schon ans Nichtstun gewöhnt (so viel zu meinen neuen Freizeitgewohnheiten). Ebenso ans gemütliche Herumliegen in der sozialen Hängematte (wie die Kurier-Chefredakteurin das wieder mal so liebevoll formuliert hat). Meine Ambitionen hinsichtlich der Bundeskanzlerei sind dadurch ziemlich zum Erliegen gekommen. Klar wäre ich, was die Beliebtheit betrifft, wahrscheinlich rasch dem Kurz davon gezogen („Bei Zieher zieht Kurz den Kürzeren“). Aber wir sehen ja im Fall Anschober, wie es einem ergeht, wenn man beliebter ist als he himself, das ist quasi der Jagdaufruf an alle, diese Beliebtheit ins Gegenteil zu verkehren. Die Frage ist ja auch, ob Österreich schon reif für eine Frau als Bundeskanzlerin ist, wir sind schließlich erst im 21. Jahrhundert, so ein bis zweihundert Jahre sollte man der hiesigen Bevölkerung vielleicht noch Zeit geben, ehe sie sich an so eine massive Umstellung gewöhnen kann (Ironie off). Apropos gewöhnen: Ich habe mich schon sehr daran gewöhnt, dir zu schreiben statt dich in Spuckweite zu treffen. Dabei habe ich es besonders genossen mir vorzustellen, wie du während des Lesens meiner Briefe womöglich in Schnappatmung geraten bist ohne die Möglichkeit zu haben, unmittelbar zurückzureden. Schreiben ist manchmal seliger als lesen. Aber sollten wir diese Gewohnheit des Schreibens nicht beenden, wenn wir wieder gemeinsam auftreten können? 

 

Es grüßt dich,

Zieher


CovBrief 43

Hallo Zieher!

Ob ich mich freue, fragst du mich. Auf einen gemeinsamen Auftritt, fragst du mich. Die Sache ist die. Im Moment kommt mir alles so unwirklich vor, als wären wir in einer Zeitschleife gefangen, die es mir nicht möglich macht klar zu erkennen, was wahr und was falsch ist. Zum Beispiel, schau. Wenn ich die Zeitung aufschlage und diese ganzen FPÖ-Gsichter sehe, die jetzt doch nicht, oder vielleicht schon antreten und jetzt eigentlich in den Strache-Verein gehören, oder knapp nicht mehr und nicht genau wissen, ob ihre Äußerungen antisemitisch oder rassistisch sind. Sie geben vor, es zu wissen, („Natürlich ist das alles lupenrein demokratisch, weil, wenn ich das alles nicht sagen dürfte, wäre das voll undemokratisch, Oida“) aber der eigene Horizont reicht niemals bis zu der schmerzhaften Erkenntnis, dass die eigenen Geistesblitze ein ganz, ganz feuchter Schas sind.

Und was heißt das jetzt alles? Es zeigt mir, dass das alles so nicht wahr sein kann, also nur in meiner Fantasie stattfinden muss, wie ein sehr übler Traum. Wie damals, im Lockdown. Als ich eine Runde spazierte und die Sonne schien und mich Minuten später ein Schneegestöber einholte um mir zu beweisen, dass nix so ist, wie es zu sein scheint.

Wäre es so, dass wir gemeinsam auf der Bühne stehen könnten und es ist dann in echt, mah. Wie schön wäre das.

Sag’ma, wir tun so, als ob es so sein könnte und dann gilt‘s! In Konjunktiven denken ist sowieso grad mein Hobby.

Kostet nix und enttäuscht nicht so stark!

Hast du eigentlich auch eine neue Freizeitbeschäftigung?

Gruß, Kollegin Leeb



CovBrief 42

Hallo Leeb,

bei der Hitze der letzten Tage hatte ich schon manchmal das Gefühl, dass einem auch das Gehirn durchbrutzeln kann. Wenn ich mir die Listenerstellung der FPÖ und des Teams Strache für die Wien-Wahl so ansehe, bin ich überzeugt, dass es so ist. Leider gibt es gegen Hirnverdunstung noch keine Impfung, nicht einmal in Russland, die sonst doch Vorreiter in solchen Sachen sind. Mir wäre auch eine Diskussion über Kanzlerkultur lieber gewesen als die jetzige über Cancel Culture, aber das wäre erst recht mehr hitzig als witzig geworden. Dass der einzige Fächer, mit dem ich mir Luft zufächeln kann, von den Casinos stammt, sagt schon alles über 2020 aus. Es wird langsam Zeit: Erstens, dass der Sommer mit seinen sommerlichen Temperaturen nachlässt (ich sehne mich nach Schnee!). Zweitens, dass Corona einfach so verschwindet wie es gekommen ist (ich sehne mich nach Wundern!). Und drittens, dass wir wieder gemeinsam auftreten können. Das sind natürlich fromme Wünsche, wirst du sagen, aber man wird sich ja noch etwas wünschen dürfen. Wie wird das sein, wenn wir zwei wieder auf einer echten Bühne aufeinander treffen werden? Sehnst du dich schon danach?


Es grüßt dich leicht ermattet,

Zieher

#FakeCov #Fakeoff


CovBrief 41

Liebe Zieher!

Ich bin wieder da. Und kaum bin ich wieder da, lese ich die frohe Kunde, dass Ursula S. auch wieder da ist!

„Die Ursula Stenzel gehört zum ersten Bezirk genauso wie das Schlagobers zum Einspänner“, sagte Dominik Nepp bei der Pressekonferenz. 

Ist das nicht alles großartig?! Die Rekordzeit in der in der FPÖ der Abgang vom politischen Parkett rückgängig gemacht wird, ist doch echt mal ein starkes Zeichen für die inhaltliche Ausrichtung dieser Partei. Das Radl wird niedergeritten, bis es nicht mehr als Radl erkennbar ist. Und wenn sie dann erkennen, dass das Radl niedergeritten ist, ist das Radl Schuld, weil warum hat es sich denn niederreiten lassen, oder?

Genau so fuhrwerken sie mit unserer Demokratie herum und deshalb einspännere ich dich hiermit zur Wien-Wahl, sonst sieht es bald so aus, das Radl.

Gruß, Leeb


CovBrief 40

Hey Leeb, was ist mit dir??? Bist du untergetaucht im Wolfgangsee? Oder mit einem Wirecard-Manager im russischen Millionensumpf? Ich hab langsam den Eindruck, du wohnst gar nicht mehr richtig in Wien und schläfst hier nur noch tagelang. Oder bist du gar auf die unsinnige Idee gekommen Urlaub zu machen? Da kann ich dir nur sagen: Lass es sein! Ich hab das ausprobiert und das Ende kommt immer viel zu schnell. Und nur weil das Parlament jetzt Ferien macht, heißt das nicht, dass wir uns auf die blasse Haut legen sollten. Ja, ich erinnere mich, auch wir waren mal getupft und gestreift auf Sommerfrische in einem Boot unterwegs. Aber hat uns das irgendwohin gebracht als zurück an den Ausgangspunkt? Eben. Ich würd auch ehrlich gesagt lieber wieder mehr von dir lesen als von Strache und seiner Wohnadresse "666 Woswasihausen". Manchmal habe ich in der Nacht schon Albträume, dass er sich wie in einem amerikanischen Splattermovie röchelnd immer wieder erheben wird mit dem Satz „Ich werde Bürgermeister“ und als Untoter in alle Ewigkeiten seine Umtriebe treiben wird. Also erheb du dich lieber und schreib! Es grüßt Dich,

Zieher



CovBrief 39

Liebe Leeb,

die letzten Tage war ich quasi in permanenter Anspannung und konnte vor Aufregung kaum schlafen. So viele Fragen: werden sie oder werden sie nicht? Wird er oder wird er nicht? Und wenn ja, wann? Aber heute, endlich, die Gewissheit. Und nein: nicht ein Minister, nicht zwei Minister, nicht drei Minister (das ist bereits gegendert) reichten aus, um uns mitzuteilen, was wir schon vor dem Wochenende in allen Zeitungen lesen konnten. Der Bundeskanzler himself kam heim, drapierte drei Minister um sich und sagte die erlösenden Worte: Maskiert euch wieder! Das war alles so nervenaufreibend. Dagegen war dieses Kaffeekränzchen in Brüssel, wo er immer zur richtigen Zeit am richtigen Fotopunkt auftauchte, ja gar nichts. Sicher, ich werde dann in meiner Amtszeit alle Hände voll zu tun haben, die Länder mit den „ach so kaputten Systemen“ wieder zu beruhigen, ihnen sagen, er habe das alles nicht so gemeint, er wollte ja nur auffallen und sie mögen doch bitte weiter mit uns handeln, urlauben und investieren. Auch seine Erklärung, nach Österreich käme dieses Virus jetzt nur mehr  von der Balkanroute aus, werde ich mit gekonnt psychologischer Expertise zurechtrücken, schließlich sei für ihn „Balkan“ ein Fülllaut zur Überbrückung von Unsicherheit wie bei uns „ähm“ oder „oder“ oder „verstehst“. Ich kenne das ja von dir: wenn du unsicher bist, fängst du zu singen an oder ziehst dich aus. Wir werden jedenfalls einiges zu tun haben, wenn ich dann das Amt übernehme. Also am besten ruhst du dich jetzt noch mal gut aus. 

Es grüßt dich,

Zieher


#FakeCov #FakeOff


CovBrief 38

Hallo Zieher!

Gut, wird gemacht - ich habe meinen pädagogischen Kasten durchstöbert und unter anderem das Foliergerät rausgekramt. Bei der Gelegenheit habe ich gleich einmal einen Taschenrechner eingeschweißt, damit man ihn auch im Schwimmbad oder an einem Badesee benützen kann. Es ist ja sehr wichtig während der Urlaubszeit das Gelernte zu wiederholen, das weiß jedes Kind! Vor allem werden es alle Kinder aus den Deutschförderklassen wissen müssen, denn diese werden ja am Ende des Sommers auch über die angehäuften Deutschkenntnisse, die sie sich während der Quarantänezeit selbständig mit dem Bildungsfernsehen angeeignet haben, geprüft werden wollen. Das ist richtig und gerecht, denn wenn schon alle anderen keine Schularbeiten mehr schreiben mussten, sollen wenigstens diese überpriviligierten, wahrscheinlich das Sozialsystem ausnützenden, in der Hängematte liegenden Gschroppen ein bisserl an die in unserem schönen Land herrschenden Leistungsansprüche herangeführt werden. Ich denke aber auch an Onlinekurse für amtierende Regierungsmitglieder zu Themen wie ‚Kommastellen richtig setzen‘, ,Wo ist die Null?‘ und ‚Kann ein Kragen platzen, wenn man gar keine Krawatten umgebunden hat?‘. Schaumermal wie das Angebot angenommen wird.

Überhaupt möchte ich, wenn du mich lässt - ich werde auf keinen Fall selbständig, sondern nur auf Weisung handeln! - das Schulsystem auf ganz andere Art und Weise reformieren. Unter uns gesprochen: Da Bildung in Österreich ja nach wie vor mehr vererbt als für alle zu erwerben ist, würde ich gleich im Kindergarten aussortieren. Wenn da ein Kind aus bildungsferner Schicht hineinstolpert, schau ich drauf, dass dieses gleich einmal in einen Betriebskindergarten eines Stahlwerks oder Schlachthofs unterkommt. Also zur Eingewöhnung in den Arbeitsprozess. Ich finde ja die herkömmliche Bezeichnung des ‘Betriebskindergartens’ irreführend, wenn die dort erst recht spielen und nicht zu leichten bis mittelschwerer Tätigkeit herangezogen werden! Also! Ich glaube, ich bin da auf einem richtigen Weg, pädagogisch, ich hoffe, es ist in deinem Sinne! Und Danke jetzt schon einmal für alles, was du für Österreich tust und getan haben wirst!

Leeb


CovBrief 37

Eifrige Leeb,

das ist natürlich sehr löblich, dass Du während der kleinen Auszeit, die ich mir gegönnt habe, angeboten hast, dringende Arbeitsaufträge zu übernehmen. Allerdings möchte ich doch den von mir eingeschlagenen Weg weiter gehen und Aufträge nur in Zusammenhang mit Kompetenz vergeben. Ich weiß, das klingt geradezu utopisch, nachdem das Konzept einer ExpertInnen-Regierung ja einer Auserwählten-Regierung weichen musste. Doch schon im Turnunterricht in der Schule hat sich oft die Schlagseite dieser Teamzusammenstellungsmethode gezeigt, wenn Sympathie und Unterwerfungswahrscheinlichkeit stärker als Können und Kunst als Auswahlkriterium herangezogen wurden. Deshalb kann ich dich ebenso wenig wie die Polizei damit beauftragen, als „CoughCop“ (auf Englisch klingt „Hustenpolizei“ doch gleich viel schöner als auf Deutsch) gesundheitsüberwachende Dienste zu leisten. Allein die Tatsache, dass du zwar recht hypochondrisch bist, jedoch meine hypochondrischen Anfälle allzu rasch mit „du hast sicher nichts“ vom Tisch wischt, beweist, dass du für das Aufspüren verdächtiger Krankheitsfälle (außer bei dir selbst) nicht geeignet bist. Ich brauche dich außerdem für andere Betätigungsfelder. Gerade deine pädagogischen Fähigkeiten werden uns noch sehr von Nutzen sein. Ich denke etwa an die Einführung eines Gedächtnistrainings auf Amtsebene. Ähnlich dem beliebten Kinderspiel „Ich packe meinen Koffer und nehme mit“ wird jeder Ministerrat mit einer Runde „Ich habe ein Amt und ich habe einen Laptop, ein Tablet, ein Handy, ein Hirn…“ beginnen. Nur so können wir dem schleichenden Kurzzeitgedächtnisschwund entgegentreten. Bitte bereite doch schon mal laminierte Arbeitsblätter dafür vor!

Es grüßt Dich, 

Zieher

#FakeCov #FakeOff


CovBrief 36

Liebe Zieher!

Ich gebe zu, ich fürchte mich mittlerweile auch ein bisschen vor dir. Das kann aber nach alter österreichischer Manier prinzipiell nicht schaden, wenn die Mitarbeiterin auch einen Spundus hat. Angst löst bekanntlich Panik aus und Panik lässt das Hirn auf Hochtouren laufen und das ist ja gut für die Durchblutung. Ich denke, dass im U-Ausschuss einige Befragte noch ein bisserl unterspannt sind, panikmäßig, und ihnen dann halt diese, sagen wir mal flapsigen, Antworten rausgerutscht sind. Das kann so ganz sicher nicht „ihre Art“ gewesen sein. Schließlich wissen wir alle, dass man schon Kinder gepflegt ins Winkerl stellt, wenn diese auf Fragen mit Gegenfragen antworten. 

Aber wurscht! Das alles ist ja auch schon wieder so lange her, was sollen wir das noch als Ärgernis wahrnehmen.

Ich auf alle Fälle stehe seit letzter Woche bei Fuß an deiner Seite, ich kann es mir nicht leisten, bei dir in Ungnade zu fallen, ich habe einiges an ausgezeichnetem Ruf zu verlieren. 

Ich hoffe, du gewöhnst dich rasch an meine untertänige Schleimerei, hinter verschlossenen Türen oder in unserem SMS-Verkehr (den ich selbstverständlich immer sofort lösche) bleibe ich locker, so wie du mich kennst. 

Wenn es mir arbeitsmäßig einmal zu viel sein sollte und ich Ruhe brauche, lögere ich dir meine Antwort in der Kurzversion: 👍 

Aber bittebitte immer alles gleich löschen! 

Gibt es konkrete Arbeitsaufträge für die kommende Woche?

Untertänigst, Leeb


CovBrief 35

Boomshakalaka, Leeb! Da schaust du, weil das war wirklich ein Coup! Man unterschätze nie die Macht des geschriebenen Wortes. Selbst wenn ich es geplant hätte, ich hätte es nicht besser planen können. Jetzt könnte ich natürlich in gelernter weiblicher Bescheidenheit sagen: Ach, ich habe ja nur ein Posting geschrieben, das dann viral ging, das war alles nur Zufall, Glück, Bestimmung, Sommerloch, das Werk vieler, etc. Aber Schluss mit dieser falschen Bescheidenheit: ich bin wahrscheinlich derzeit die gefährlichste Frau in Österreich! Ich sehe schon, wie die Mächtigen vor mir erzittern, in banger Sorge: Hoffentlich schreibt die Zieher nicht wieder ein Posting, sonst müssten wir glatt Dinge, die falsch laufen, richtig stellen und womöglich eine unbefangene Person anstelle von Sobotka mit dem Vorsitz des Ibiza-Untersuchungsausschusses betrauen. Tja, das ist alles nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, wie ich das als Bundeskanzlerin angehen werde: Hinschauen – Benennen – Veränderung auf den Weg bringen. Power to the people! Let’s do it!

Mächtige Grüße,

Zieher


#FakeCov #fakeoff


CovBrief34

Meine Güte, Zieher! Na, Grüß Gott! Wer hätte gedacht, dass unsereins was Virales noch zu schätzen weiß, in Zeiten wie diesen?!

Ich kann dir gar nicht genug zu deinem Coup im Internetz gratulieren! Es wird zwar wurscht gewesen sein, das weißt du so gut wie alle Frauen da draußen, die glauben ihre Hobbys (also das Anstreben einer beruflichen Karriere) anderen deppert auf‘s Aug‘ drücken zu wollen, aber trotzdem! So wird man Bundeskanzlerin! Top-Medienauftritte hinlegen und immer schön das Team nah an der Fahnenstange halten. Apropos Fahne. Was habe ich mich dieser Tage über die Performance der Verteidigungsministerin gefreut. Eigentlich noch viel mehr als über den geplatzten Kragen des Kanzlers und der Erkenntnis des Finanzministers, eigentlich mit einem Tamagotchi das lästige Tagesgeschäft erledigen zu können, weil wie, zum verdammten Teufel, kann irgendjemand glauben, dass man für jede kleine Addition so einen Dreckslaptop braucht?! Eben! Ist doch super, dass das Wahlvolk rechtzeitig erkennt, wie man auf eine Frage elegant mit einer Gegenfrage antwortet und dadurch die eigene Brillianz und moralische Überlegenheit präsentiert. Daran müssen wir bei dir noch arbeiten! Aja! Bitte überleg dir noch irgendwas Volksnahes - so etwas wie: Was sind deine körperlichen Vorteile? Kannst du irgendwas mit einem lustigen Körperteil oder so. 

Es grüßt dich, Koll. Leeb, im Verteidigungsmodus


CovBrief 33

Hallo Leeb,

die letzten Tage war ich sehr beschäftigt damit alle Vorgänge rund um die Ibiza-Videos nachzuvollziehen. Bin mittlerweile schon ausgelaugt und habe den Eindruck, es handelt sich weniger um eine Soko Ibiza als um eine Soap Ibiza, bei der einer dem anderen die Augen mit Seife auszuwaschen versucht. Apropos Seifenoper: Sisi! Zuerst war ich ja skeptisch gegenüber deinen traditionalistischen Tourismusinschwungbringungsvorschlägen. Aber dann ist mir das demokratische Potenzial daran bewusst geworden. Wir sollten Sisi, Mozart, einfach alles, für die Bevölkerung zugänglicher machen. Man braucht nicht mehr adelig oder reich zu sein, um seine eigene Sisi zu werden: auch ich habe ein Krönchen, kann magersüchtig schauen und total unglücklich sein. Nur das mit dem Kokain lasse ich lieber weg, man weiß ja nie, wer einen dabei filmt. Ich möchte sogar noch einen weiteren Schritt weg vom Elite-Denken hin zur AllehabeneineChance-Gesellschaft gehen. Die vielen die Herrschaftsverhältnisse verfestigenden Vorschriften bezüglich der Länge von Ausbildungen möchte ich vereinfachen. Dieses Herumsitzen beim Lernen hat ja doch nur Dellen in der faulen Haut verursacht. Der Kanzler hat das schon vorbildlich vorgemacht. In Zukunft gilt: Wer mal einen Tag an der Universität in Cambridge war (so wie ich), hat sie absolviert. Jedem, der mal einen Tag in Oxford war (so wie ich), wird bescheinigt, dass er Oxford-Englisch spricht. Jeder, der ein Buch vier Stunden lang halten kann (so wie ich), ist zertifizierter Buchhalter. Ich sehe darin ein vielversprechendes Bildungskonzept, dass uns dank rascher Abschlüsse in internationalen Rankings besser dastehen lässt. Ganz nach dem, kurz vor Ferienbeginn sehr passenden Motto: „Lieber einfach absolvieren als viel Zeit beim Lernen verlieren“. 

Gruß,

Zieher

#FakeCov #FAKEOFF


CovBrief 32

Gemeinsam zum Wirtn gehen find’ ich super! Jederzeit! 

Auch deine Ideen zur Veröffentlichung des Ibiza-Videos gefallen mir ausgezeichnet- ich möchte sogar so weit gehen und vorschlagen, das Video zum nationalen Kulturgut zu machen. Mit Feiertag am 18.Mai und jährlicher Übertragung am Rathausplatz! Alle im Dirndl und Lederhosn und fein angsoffn! 

Einfach um es im nationalen Gedächtnis zu verankern, was bei uns alles geht, national gesehen. Weil das Nationale ist in diesen Zeiten noch schicker geworden als es eh schon war und wer möchte da nicht dabei sein?

Das wäre auch so erleichternd! Es ist doch ein irrer Kraftakt, unser schönes Österreich (Landschaft! Was sind wir stolz!) immer und immer wieder auch noch mit positivem Inhalt befüllen zu müssen („Kulturnation!“, „Kulinarik!“)

Ich denke mal gleich über eine Kampagne nach, um noch mehr reiche Ausländer ins Land zu locken. Wie wir sehen, sind in einem bestimmten politischen Klüngel gerade jene besonders beliebt! Und warum nur halb Tirol und Wiens Innenstadt verkaufen, wenn es doch so viele Orte in Österreich gibt, die man noch verscherbeln könnte.

Ich schließe mit der Frage, warum die, die am lautesten nach dem Nationalen schreien, vorn dabei sind ebendieses an den Bestbieter zu verklopfen? 

Ach, jetzt ist mir gleich ein Top-Slogan eingefallen: Mozart, Sisi, Ibiza, come to lovely Austria!“


CovBrief 31

Hey, Leeb!

Ich bin ja grad recht locker und hab viel Zeit, weshalb ich Deiner Bitte gerne nachkomme und ein paar Entscheidungen aus dem Ärmel schüttle. Auskunftsverweigerungen aller Art wird es künftig nicht mehr geben. Wer was weiß, muss es sagen. Damit habe ich endlich auch eine Handhabe Dir gegenüber, wenn ich eine neugierige Frage an Dich richte. Es kann ja nicht sein, dass Leute Geheimnisse horten und mit deren Preisgabe warten wollen bis die letzten Glocken schlagen. Wer über Millionenspenden nicht reden will, wird in Dauerschleife mit Karl Marx, Rosa Luxemburg und Thomas Piketty beschallt, bis sie freiwillig „ich halte diesen Kapitalismus nicht mehr aus“ rufen und zum Plaudern anfangen. Was die atmosphärisch aufgeladene Stimmung zwischen Justiz- und Innenministerium betrifft, da habe ich eine pädagogisch wertvolle Lösung. Die Ministerien werden gemeinsam den Sommer in den diese Jahr oft leer stehenden JUFAs in Mehrbettzimmern mit Stockbetten verbringen. Die Frage, wer oben und wer unten liegen darf, wird jeden Abend mit Hilfe abstandssichernder MediatorInnen entschieden. Das Ibiza-Video wird nicht im Untersuchungsausschuss gezeigt, sondern im ORF. Olé! Dem Sender mangelt es ja wegen der in den letzten Monaten nicht gedrehten Serien und Filme an Qualitätsware und da bietet sich das Ibiza-Video als emotional mitreißende, die Sinne verstörende Quarantäneware an. An Stelle von „Sturm der Liebe“ werden jeden Nachmittag unter dem Titel „Winde über Ibiza“ Ausschnitte aus dem mittlerweile zu 53 Stunden angewachsenen Videomaterial gezeigt. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass dies zur politischen Ernüchterung der Bevölkerung beitragen wird, was künftig in die Alkoholstatistik miteinfließen soll. Du siehst also, ich bin entscheidungsfreudig wie nie zuvor. Du könntest mich sogar zum Essengehen einladen, denn ich wäre fähig binnen fünfzehn Minuten meine Essensauswahl zu treffen. Wann hast Du Zeit?

Es grüßt dich, Zieher



CovBrief 30
Hallo Zieher.
Die Ereignisse überschlagen sich im Moment - ich kann mich vor lauter Kracher-Schlagzeilen nicht entscheiden, nach welchem Wind wir uns drehen sollen.
Sollen wir, so wie Heidi und Gaston, unangenehme Befragungen auslassen oder die Termine wahrnehmen und dann aber so wie Joschi, HC und Harald die Fragen nicht beantworten?
Bitte um deine Ansicht dazu!
Zum Thema „exotische Tiere“ ist dir leider  ein Kapitalfehler passiert: Wenn schon Tiere aus dem Ausland, dann nicht in der verniedlichten Fassung. Da fühlen viele Österreicherinnen und -eicher nicht, dass du die von so vielen verspürte Gefahr nicht verhinderst. Wenn schon exotisch, dann lebend und eingesperrt! Du kannst jetzt natürlich sagen, dass das alles sehr hart formuliert ist. Aber wir wissen doch mittlerweile, dass Verantwortliche in Österreich in der Pressearbeit weichgespült, in den Entscheidungen allerdings knallhart und schonungslos handeln. Was tun, um in diesem Land wählbar zu bleiben?
Auf alle Fälle Mannerschnitten kaufen. Weil im Herzen sind und bleiben wir rosa.
Gruß, Leeb

CovBrief 29
Ach, Leeb,
Kommunikationsvorgaben! Nach all den Jahren, in denen wir miteinander improvisiert haben, hast du da noch immer nicht den Irrglauben verloren, ich könnte jemals das sagen, was du möchtest, das Richtige, das auswendig Gelernte, Hochqualifiziertes? Das mit der Message Control hat einfach einen Haken: Aus einem Nashorn wird kein Schmetterling. Flöhe lernen kein Ballett. Deckel drauf und zu funktioniert nicht. Sich an Kommunikationsvorgaben halten zu müssen kann zu einer Geißel werden, derer man sich einfach nur noch entledigen möchte. Ich sage nur: Tirol. Da hat einer sich endlich so etwas wie eine Zivilisationshaut zugelegt, kann mit Messer und Gabel essen und das Wort „Landeshauptmann-Stellvertreter“ richtig buchstabieren, und auf einmal – SAKRAHAXN – entfleucht einem so ein „widerwärtiges Luder“ aus dem unkontrollierbaren Mund. Danach das übliche Dreigestirn österreichischer Krisenlösungskompetenz: Dummheit, Dreistigkeit, Draufhaumanieren (ich zitiere mich hier selbst aus dem CovBrief 27). Wäre ich bereits Bundeskanzlerin würde ich anordnen, die Tiroler Politik einer Entgeiselung und einer längst fälligen Entdornung zu unterziehen. Von alleine werden solche Mannsbilder ja nicht zurück treten. Denn wann ist denn zuletzt in Österreich freiwillig jemand zurückgetreten? Ahja, richtig, im Mai - eine Frau. Aber du hast schon Recht, etwas professionelle Kommunikation nach außen schadet nicht für die eigene Beliebtheit und so bessere ich mich und komme Deinem Wunsch nach Tierbildern nach. Kätzchen sind es keine, denn hier möchte ich authentisch bleiben und nur Tiere abbilden, die in meinem Heim zu finden sind. Wettere nicht, dass es keine einheimischen Tiere sind. Immerhin bringe ich damit etwas Exotik in die heurige Urlaubssaison daheim. 
Beste Grüße,
Zieher

CovBrief28

Hallo Zieher!

Ich muss sagen, du überrascht mich immer wieder. Als Eingeborene solltest du doch bitte wissen, dass in Österreich der Umgang mit Fakten und alternativen Fakten ein Balanceakt ist. Ich versteige mich fast dazu, Eiertanz zu sagen, aber das nur unter uns jetzt. Die Idee mit der Wahrheit und Fähigkeit zur Reflexion ist lieb, aber undurchführbar. Und mit dem Begriff ‚Kompetenz‘ darf man schon

ü-ber-haupt nicht hausieren gehen. 

Zieher! Was ist mit dem Leitfaden zum Thema „Kommunikation nach außen“ passiert, den ich dir geschickt habe? Du solltest die 30 Aussagen auswendig lernen und jedes deiner Statements danach gestalten. Du darfst eh die Reihenfolge selbst bestimmen! (Nimm dir bitte dringend ein Beispiel an Frau Ministerin Aschbacher! Die kann das wirklich, im Gegensatz zu dir.)

Ich hoffe, dieser Ordnungsruf ist bei dir angekommen, sonst haben wir ein Problem mehr, das wir eigentlich nicht haben müssten! Es reicht doch bitte schon, dass du nicht bereit warst, das Foto mit den drei Babykätzchen an der stark frequentierten Bushaltestelle im nördlichen Waldviertel zu machen. Katzenhaarallergie. Pah. 

Ich erwarte Besserung.

Erbost, Leeb

P.S. Und such jetzt endlich dein Goldhäubchen für den Pressetermin am Attersee.


CovBrief 27
Liebe Leeb,
nicht einmal ich habe so viele Haare, wie ich sie mir dauernd raufen möchte. Ich wollte ja noch etwas warten, aber ich muss jetzt endlich Bundeskanzlerin werden. Wir brauchen dringend neue Grenzen! Die Landesgrenzen lasse ich wie sie sind, die haben sich als recht praktikabel erwiesen. Aber es muss Grenzen für Dummheit, Dreistigkeit und Draufhaumanieren geben. Wer ein politisches Amt bei mir innehaben und behalten möchte, muss sich daran halten. Als erstes wird es einen Entschuldigungskurs für alle geben: Wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie es laufen hätte sollen, wird nicht ein x-beliebiger Schuldiger gesucht („Leute, die ihren Namen nicht schreiben können“, „Medien, die einen zu sehr bedrängen“), sondern der- oder diejenige spricht den Satz: „Da ist ein Fehler passiert, es tut mir leid“. Jede Parlamentssitzung, jeder Ministerrat fängt mit einer Runde Entschuldigenüben an. Wer dazu nicht in der Lage ist, muss andernfalls ein Referat über den Roman „Schuld und Sühne“ ausarbeiten und dieses im Rahmen des Deutschförderunterrichts an österreichischen Pflichtschulen halten. Ausreden – ja gerne, aber die Intelligenz des Volkes beleidigende Ausreden („Kinder, die nach Geld greifen“) werden mit 9 Wochen Ballettunterricht in der Staatsoper bestraft. Wer Phrasen drischt, wie „christliche Werte hochhalten“, „wir haben alles richtig gemacht“ oder „das wurde aus dem Zusammenhang gerissen“, kommt für ein halbes Jahr in ein Schweigekloster. Das klingt jetzt vielleicht alles ein bisschen hart, aber sonst wird das einfach nichts. Ich hab übrigens noch etwas ganz Revolutionäres vor: Wer inkompetent ist, fliegt. 
Gruß, Zieher

CovBrief 26

Hallo Zieher.

Bären und Eierfarbe - wunderbar!

Außerdem bin ich froh, dass du das Thema “Wirtschaft ankurbeln“ aufs Tapet gebracht hast. Dazu musst du natürlich dem Volk auch Geld zur Verfügung stellen, weil ohne Göd’, ka Musi, ohne Marie ka Landpartie, ohne Moos, nix los.

Du solltest das Geld aber tatsächlich persönlich unters Volk bringen, denn das bringt Sympathie und Wohlwollen. Aber bitte mach‘ nicht den Anfängerfehler wie Ministerin Aschbacher, die den Hunderter einfach so einem Baby überreicht hat, als ob man dafür keine Leistung erbringen müsste! Falsches Bild an die Jugend! Wenn, dann organisieren wir eine gescheite Inszenierung mit einem Rudel Kinder, die wenigstens das Alphabet rülpsen können oder ein Bild vom Herrn Jesus gemalt haben.

Du kannst dabei gerne freundlich lächeln, sag ihnen aber ganz klar, dass von nix, nix kommt, jeder seine Glückes Schmied ist und der frühe Vogel den Wurm fängt.

Und nächste Woche ist die Fotostrecke „Zieher mit Babykatze, Zieher mit Hundewelpen und Zieher mit handzahmen Babyelefant“ dran. Nicht vergessen!

Gruß, Leeb


CovBrief 25

Gute Leeb, 

du denkst wirklich an alles! Ohne Farbe ist die schönste Politik ja nichts wert. Ich habe mich schon - deine Ratschläge in den Wind schlagend –entschieden: Eierschalenfarben. Das ist eine Farbe zum Anfassen, passt überall dazu und tut niemandem weh. Auch die Botschaft dahinter ist subtil: Ich brüte Ideen aus. Demokratie muss man wie ein rohes Ei behandeln. Eieiei! (Könnte auch schon der Slogan sein). Beim Claim klingt mir „kreativ“ zu sehr nach Steuerbetrug und „kleinkariert“ nach Schulheft (aber danke dem Volk für diese Vorschläge!). Ich nehme „unaufgeregt“. Die Menschen sehnen sich jetzt danach, dass eine Zeit lang mal rein gar nichts passiert, ein Trend, der durchaus 10, 12 Jahre anhalten kann (so lange möchte ich auf jeden Fall im Amt bleiben). In der Nacht habe ich auch schon die Firma Puller-Marketingforthehousedemand beauftragt ein Konzept zu erstellen. Es ist mit 3 Seiten sehr umfangreich ausgefallen und ein Schnäppchen. Es kostet nur 100 oder 100000000 Euro, genau kann ich das nicht mehr sagen, weil das beim nächtlichen Telefonat nicht so gut zu verstehen war. Aber koste es was es wolle, ich will da nicht kleinlich sein. Das neue Wappentier wird übrigens der Bär und Bärentatzen das neue Logo. Bären sind nämlich sooo kuschelig, aber wenn’s drauf ankommt megagefährlich – so wie ich. Außerdem kriegen die Leute dadurch einen Bärenhunger, gehen in die österreichischen Wirtshäuser und kurbeln so die Wirtschaft an. Also, hau dir am Wochenende ruhig den Bauch voll. Mit bärigen Grüßen, Zieher

#FakeCov #Fakeoff #ZieherLeeb #TAG


CovBrief 24

Hallo Zieher.

Mir ist gerade eben aufgefallen, dass ich einen türkisanen Regenschirm besitze. Das bringt mich zu der Erkenntnis, wie wichtig Farben und Zuschreibungen sind und dies haben wir bei deiner Kampagne ja noch völlig übersehen! Welche Farbe, Zieher, welche Farbe?! Es bleibt nicht mehr viel übrig! 

Ganz spontan sag’ ich jetzt: nehmen wir Schwarz! Schwarz ist ja quasi durch Türkis ersetzt und wenn jetzt nicht Rot auf Blau umschwenkt und Blau sich doch für Braun entscheidet und noch mehr

Verwirrung entsteht, ist das jetzt ein ideales Zeitfenster für Schwarz!

Das ist auch so ideal, weil Schwarz macht

schlank. Das ist das Allerallerwichtigste. 

Alles, nur nicht blad auf einem Plakat. (Eventuell Kampagnen-Motto?)

Schwarz passt zu allem, steht dir ganz gut, ist unauffällig und verunsichert politische MitstreiterInnen nicht. Auch sehr wichtig! Verunsicherung ist das Glatteis der schwankenden Meinung! 

Such dir bitte auch noch ein Adjektiv (Wie-Wort) für‘s Plakat aus! „Mutig“ und „neu“ gehen nimmer, „nachhaltig“ ist viel zu aufregend, islamistisch“ ist auch schon vergeben und „bemüht“ funktioniert bei Rot nur mäßig, also heißt es kreativ werden!

Es grüßt dich,

Leeb


CovBrief 23
Beste Leeb,
nachdem ich schon Tic Tac und anderen Süßlichkeiten abgeschworen habe, werde ich erst recht nicht mit Tiktok anfangen. Man will sich doch etwas Würde bewahren. Da lüge ich mir lieber in meine gut gefüllten Taschen, dass ich sowieso wahnsinnigmodernuptodateangesagt bin. Natürlich hatte ich Gefallen an unserem Arbeitstreffen, denn einmal mehr konnte ich die Skrupellosigkeit beobachten, mit der du Themen setzt. Nicht umsonst habe ich dich als persönlichen Kickl meiner Bundeskanzlerinnenschaft vorgesehen. Da du unser Arbeitsergebnis via Podcast unters Volk gebracht hast, haben uns merkwürdigerweise 6583 Menschen auf Facebook entliked, dafür haben wir 59 neue dazu gewonnen mit sehr ungewöhnlichen Klarnamen wie „deineristkleineralsmeiner97“. „Man kann nicht von allen geliebt werden“, wirst du wohl dazu sagen. Überhaupt bewundere ich die Treffsicherheit, mit der du auf empathische Art Sprüche raushaust, die einem Halt geben im Leben. Mit deinem Lebensberatungscoaching hast du mich wieder mal von meiner Aufschieberitis weg hin zu mehr Arbeitsfähigkeit motiviert und bewiesen, dass du quasi ein Naturtalent im Sprücheklopfen bist. Unser Land braucht gerade jetzt so aufbauende Worte, wie nur du sie einem gegeben kannst. 
Aufrichtig grüßt dich, Zieher

CovBrief22

Hallo Zieher!

Es liegt und lag mir fern, dich zu etwas zu überreden, das du nicht machen willst. Ich glaube, wenn du ganz ehrlich bist, hattest du auch Gefallen am Thema unseres Arbeitstreffens, oder? Hier ist übrigens das Ergebnis unserer Arbeit. Der „Zieher&Leeb-Podcast“! 

 

https://http.podigee.io/1-neue-episode

 

Nur damit wir da nix übersehen. Und hier gleich das zweite Apropos. Apropos Übersehen! Bin total froh, dass wir kurz nach 22:30 aus dem Business-Meeting mit VdB raus sind - das hätte ins Auge gehen können...

Ach. Noch was. Bitte überleg dir einen TikTok-Snapchat-PokemonGo-oder-wie auch immer der Irrsinn heißt-Account anzulegen - da kommt niemand drum herum heutzutage.

Es grüßt dich, Leeb


CovBrief 21
Liebe Leeb, 
dass diese Prüfung, derer du mich unterziehst, gleich auch das Volk animiert hat, aktiv zu werden, ist höchst erfreulich. Ja, so stelle ich mir unsere gemeinsame Amtszeit vor: Die von uns getroffenen Maßnahmen bringen das Volk dazu, kreativ zu werden, wofür sie zwar nicht mehr Geld, aber dafür ein Plus bekommen. Für mich als künftige Bundeskanzlerin war es natürlich ein Leichtes, ein Statement zu den drei von dir aufgelegten Gegenständen zu formulieren: „Liebes Volk, ich bin mir bewusst, dass viele von euch gerade das Gefühl haben sich auf einem Karussell zu befinden, dass das Leben mit ihnen stromlinienförmig dahinzischt, als wäre die Pandemie ein hochgetuntes Fahrobjekt in völlig unbekannten Dimensionen. Aber ich kann euch versichern, wir lassen kein Lebewesen zurück, weder Pferd noch Eisbär noch Schneekönigin oder gar Künstlerin. In diesem Sinne vertraut darauf, dass wir in eine bunte Zukunft steuern, die uns alle ein bisschen mehr am Boden bleiben lässt.“ Du kannst das Statement gerne frisch bei dir ausdrucken. Gerade jetzt ist es wichtig, dass es eine starke weibliche Stimme gibt, jetzt, da eine der ganz großen, viele bewegenden Frauen beabsichtigt, die öffentliche Bühne zu verlassen. (Nein, nicht die Schifahrerin Anna Veith!) Ich spreche von der einzigartig anmutenden, in ihrer geistesgegenwärtigen Identität höchst erstaunlichen Ursula Stenzel, die endgültig aufhören wird politische Platzhalterin zu spielen. Sie wird eine Lücke hinterlassen, die nur schwer aufzufüllen sein wird - aber ich bemühe mich. Ich habe mich auch bemüht, unserem ersten Arbeitstreffen etwas Positives abzugewinnen. Deine Prioritätensetzung, was Themen betrifft hat mich schockiert - wie so oft. Ich habe mich trotzdem gewissenhaft dem von dir eingebrachten Thema gewidmet, obwohl ich als künftige Bundeskanzlerin schon etwas um meinen Ruf fürchte. Von einer Veröffentlichung des Arbeitsergebnisses rate ich ab, um nicht ein PR-Desaster in den Dimensionen "KurzimKleinwalsertal" zu verursachen.  
Es grüßt dich,
Zieher

CovBrief20
Liebe Zieher!
Es gibt so viele Themen, die ich mit dir besprechen möchte, ich würde gerne spontan entscheiden, in welche Richtung wir gehen.
Das ist im Moment ohnedies mein Motto. Nur nicht zu viel planen. Einfach laufen lassen. Was hat uns unsere sorgfältige Lebensplanung denn gebracht? Eben!
Für dein zukünftiges Amt gebe ich dir jetzt eine wichtige Inspiration und ToDo-Element. (Ich mache das täglich!):
Suche dir nach dem Frühstück drei Gegenstände, die nichts miteinander zu tun haben. Lege diese vor dir auf und formuliere ein kurzes Statement, in dem alle drei vorkommen. Das Statement muss druckreif, aber nicht sinnvoll sein. (Personen, die ihre gesamte Berufslaufbahn auf dieser Technik aufgebaut haben: D.Trump, X.Naidoo, M.Jeannée)
Also! Geht schon! Hier deine drei Gegenstände.
Gruß, Leeb


CovBrief 19
Arme Leeb, an dir sieht man, was passiert, wenn Menschen zu viel Zeit haben: sie kommen auf blöde Ideen. Sport! Das hätte ich dir schon auszureden gewusst, hätte ich dich getroffen. Vielleicht wird es wirklich Zeit, dass wir uns wirklich wieder einmal treffen, um wirklich wichtige Themen zu bearbeiten. Allerdings muss ich langsam vorsichtig sein. Ich habe den Verdacht, dass „die da oben“ schon mitbekommen haben, dass ich Bundeskanzlerin werde. Gestern fuhr ein Polizeiauto auffallend langsam neben mir her (Big Nehammer is watching you!). Ich hab mir nichts anmerken lassen, bin weiter gegangen und habe laut vor mich hin über Wien geschimpft. Das hat die Polizisten dann offensichtlich beruhigt und sie sind weiter gefahren. Ich habe mir jetzt sicherheitshalber eine unauffällige Verkleidung zurecht gelegt, mit der du als meine Sicherheitsbeauftragte sicher einverstanden bist. Jedenfalls gebe ich mein Ziel so kurz vorm Erreichen nicht auf. Jetzt erst recht. Schone dich, Leeb, du wirst deine Kraft noch für meine Amtszeit brauchen. Welches Thema sollten wir bei einem Treffen als erstes in Angriff nehmen?
Gruß, Zieher


CovBrief18
Hallo Zieher!
Ich nehme deinen Hinweis zur Kenntnis. Ja, es gibt wirklich genug zu wissen, das was ich noch nicht weiß und ja, ich könnte mich in so manches Thema vertiefen.
(Wir alle wissen, dass es aber viel unterhaltsamer ist mit gut ausgestattetem Nicht-Wissen Themen in Sozialen Medien zu extemporieren und andere damit deppert zu machen. Aber gut, ich sehe mich mit dir in ein höheres Amt hineinwachsen, da geht das leider nicht mehr)
Ich habe bereits die Plakate bestellt und ein schlecht gemachtes Aufdecker-Video vorproduziert, um im richtigen Moment ein Skandälchen über dich hereinbrechen zu lassen, damit du einmal ordentliche Medienpräsenz bekommst.
Was HC kann, können wir schon lange. Und wir sehen ja: Es funktioniert!
Habe mich übrigens im sportlichen Übereifer verletzt und hoffe, dass du gesundheitlich vorzeigbar fit bist!
Gruß, Leeb


Fotocredit: Sebastian Philipp
Fotocredit: Sebastian Philipp

CovBrief 17
Teure Leeb,
offensichtlich hast du in deinem Eifer in meinem Keller auch den nagelneuen Plasmabildschirm geschreddert. Vielen Dank auch. Aber zum Fernsehen werde ich in nächster Zeit eh wenig kommen. Auf der faulen Künstlerinnenhaut liegen spielt es nicht mehr, wenn man sich an große Aufgaben heran macht. An der Menge der von dir gestellten Fragen müssen wir noch arbeiten. Gerade du als ehemalige Pädagogin solltest wissen, dass die Aufmerksamkeitsspanne bei Heranwachsenden begrenzt ist. Das gilt auch für heranwachsende Bundeskanzlerinnen. Die wichtigsten Posten sind jedenfalls schon besetzt.
Rockige Pressesprecherin: Jasmin Ehsani
Verteidigungsminister auf allen Linien: Harald Huber
Thinktankstellenbetreiberin: Heidi Boepple
Ich vergebe die Posten auf Zuruf, das erspart mühselige Auswahlverfahren, Lebensläufe sind ja oft gefälscht. Für dich wird sich auch noch eine Bezeichnung finden lassen, z. B. Geheimniskrämerallehindernisseausdemwegräumerin (Abkürzung: GKAHADWR). Du solltest auf Abruf bereit stehen. Denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Regierung von einem Regierungspartner, der Erfahrung mit dem Aufkündigen von Regierungen hat, aufgekündigt wird. Wenn mich der Bundespräsident dann anruft, und mich fragt, ob ich Bundeskanzlerin werden will, werde ich mich aufplustern und sagen: „Es wurde aber auch höchste Zeit, dass sie mich anrufen.“ Da werde ich nicht weiblich zögern und zaudern. Ich will eine laute Heldin sein! Denn wenn wir eines aus dieser Krise gelernt haben, dann dass die stillen Heldinnen zwar brav vor sich hin pflegen und betreuen und verkaufen, sich aber ihre Belohnung am stillen Örtchen aufzeichnen können. Überhaupt, man kann so vieles aus dieser Krise lernen. Das wünsch ich mir für dich auch.
Fühl dich gegrüßt, Zieher


CovBrief16
Ok. Es geht los. Bin gerade in deinem Keller und schredder (schreddere?) alle Dokumente, die dich belasten könnten. Bin fast fertig und möchte hiermit nochmal unterstreichen, wie gerne und gerne auch unterbezahlt, ich für dich arbeiten möchte. Also €9000.- plus Mietkostenzuschuss reichen mir gut aus, ich möchte aber gerne alle Thinktanks in Österreich übernehmen, ebenso die Wirtschaftskammer und weißt du was, die Arbeiterkammer gleich dazu. Ich kann dir so wirklich gut den Rücken freihalten.
Dringende zu klärende Fragen:
Möchtest du als Bundeskanzlerin eine Jagd?
Möchtest du als Ausgleich dazu gleich einen großen Scheck für Vier Pfoten öffentlich überreichen? (Oder zufällig bei einem Arbeitstreffen, bei dem unabsichtlich Menschen mit Fähnchen auftauchen?)
Möchtest du, dass meine Hintermänner und Frauen die Krone kaufen?
Welche Ministerien sind dir wichtig, welche stampfen wir gleich ein?!
Da wir beide als Frauen schon dabei sind, pfeifen wir bitte auf jegliche Frauenquote, das ist so kleingeistig und im Grunde lächerlich, oder? Wer soll den ORF übernehmen? Sollen wir den Ibiza-Urlaub für heuer doch absagen?
Darf ich bitte bei der ersten Almwanderung hinten als Schlusslicht gehen und deinen Heiligenschein tragen? Und eine Monstranz? Und eine Tracht? Du merkst es auch, oder? I‘m on fire!
Deine Leeb


Fotocredit: Anna Stöcher
Fotocredit: Anna Stöcher

CovBrief 15
Hallo Leeb,
manchmal glaube ich, diese lange Isolation tut dir wirklich gut, denn in den 17 (!) Jahren, seit wir uns kennen, hast du mir bisher erst 1 Mal (!) Recht gegeben (bei der Wahl meines Ehemanns). Und jetzt auf einmal wieder! Da bin ich doch sehr gerührt. An dieser Stelle möchte ich mich gleich überschwenglichst (Superlativ!) bei meinen Likerinnen und Likern bedanken. Es rührt mich, dass es schon 657.893 positive Reaktionen auf die Ankündigung meiner bevorstehenden Kanzlerschaft gegeben hat. Diese Zahl hat die Statistik Austria direkt an mich übermittelt, noch ehe die Zahlen nun an die Öffentlichkeit gehen dürfen. Ich wusste ja nicht, dass ich derart beliebt bin. Oder ist womöglich die Huldigungsmasse für unseren Kanzler gar nicht so groß wie es bisher den Anschein hatte? Jedenfalls bin ich mehr denn je entschlossen, die politische Bühne zu betreten. Schließlich: Bühne ist Bühne. Auftritte in abstandskonformen ¾ leeren Theatern liegen mir ohnehin nicht so. Meine Amtstauglichkeit habe ich mit aufschlussreicher Gestik und gut manikürten Nägeln bereits unter Beweis gestellt. Der Parteiname ist mir wurscht, Hauptsache er zieht (!). Ich habe auch schon ein Programm, das gleichzeitig mein Wahlslogan werden wird: „Mehr! Oder weniger.“ Zu viel Inhalt jedenfalls nicht, denn das verwirrt die Leute nur. Außerdem möchte ich lieber aufgrund meiner Persönlichkeit gewählt werden als wegen des Programms. Letzteres möchte ich lieber als Improvisationsshow anlegen. Ist nicht das ganze Leben eine groß angelegte Improvisationsshow? Es grüßt dich,
Zieher


CovBrief14
Hallo Zieher!
Zieher als Bundeskanzlerin. Ja! Mach das! Ich steh hinter dir!
Vielleicht wunderst du dich, dass ich dir in einer Sache sofort Recht gebe. Aber in der momentanen Lage bist du die ideale Kandidatin.
Hier deine Vorteile:
Du hast lockiges, langes Haar. Das ist als Frau sehr wichtig.
Du bist sehr gescheit, kannst es aber sehr gut verstecken, wenn es die Situation erfordert.
Du bist ein Landei in der Stadt. Das ist für alle eingeborenen Wienerinnen und Wiener putzig, für die Nicht-WienerInnen beruhigend.
Du bist verheiratet, das hebt deinen Glaubwürdigkeitsfaktor als weibliche Person.
Und! Du willst es. Du willst es!
Österreich braucht dich!
Jetzt heißt es: Partei gründen, MitarbeiterInnen suchen und große Töne spucken. Go Zieher!
P.S. Der Parteiname kann ruhig unnötig kompliziert sein. Das hat man jetzt so. Zum Beispiel:
„Liste Zieher für ein kuschelweiches Österreich“ oder
„Team Zieher. Wir für euch. Also für alle, ok?“
oder mein Liebling:
„Zieher Anita. Besser als Zieher Monika“

 


CovBrief 13
Liebe Leeb, deine abgebildete Kochkunst hat bei mir einen sehr nachhaltigen Gedanken ausgelöst: Danke, ich habe schon gegessen! Auch so kann man zum Abnehmen anspornen. Du solltest dir das patentieren lassen, wäre eine sichere Einkommensquelle. Ich komme zur Zeit wenig zum Kochen, weil ich gerade an einem Beflaggungsset arbeite. Ich habe mich von unserem Bundeskanzler inspirieren lassen und auch ich möchte bei meiner nächsten Ausreise in die Bundesländer, dass der Weg mit Fahnen geschmückt ist. Es hat mich tief berührt, wieviel ungefilterte Liebe ihm im Kleinwalsertal entgegen getropft ist und mit wieviel ungehemmter Nähe und Fröhlichkeit man ihn bedrängt hat. Ich überlege nun doch umzusatteln, denn Bundeskanzlerin kann ich mir als Beruf sehr gut vorstellen. Dieses Auftreten, das wir in den letzten Jahren praktiziert haben, war ja doch eher eine Freizeitbeschäftigung als eine vernunftbasierte Einkommensquelle. Und mit etwas mehr Repräsentationsbudget könnte man auch mich zu einer anbetungswürdigen Politikerin umstylen. Das Repräsentationsset werde ich dann ganz uneigennützig über ein Online-Webinar weiter verkaufen. Man muss einfach schauen - nach vorne und wo man bleibt.

Es grüßt dich die höchstwahrscheinlich künftige Bundeskanzlerin, Zieher

 


CovBrief12
Hallo Zieher!
Das mit der Anerkennung ist ja momentan so eine Sache. Meine Familie findet mich ja nun wirklich nicht mehr lustig und Online lustig sein ist eine Gradwanderung. Also werde ich mir das mit der Anerkennung derweilen für 2022 aufheben und bis dahin die Aufarbeitung der Causa Ibiza komplett mitverfolgen. Darauf freu ich mich schon, denn dann werden wir alle erkennen, dass er niemals hätte zurücktreten dürfen weil warum, wenn eh nix war und ist es nicht super, dass alle wissen, wie gut der Joschi Russisch kann.
Ich kann ja leider nicht Russisch, esse aber auch nicht gerne Kaviar.
Ebenso mag ich Mandarinen nicht, was fast gemein ist, denn die Mandarine ist wohl das herzigste Obst von allen. Ernährst du dich auch grad gesund oder bäckst du Brot so wie alle ordentlichen Menschen da draußen? Ich mach ja sehr gerne und erfolgreich Maki. Da sind auch keine Mandarinen drin.


CovBrief11
Liebe Leeb,
das mit dem Aufsichtsratsposten in der Glücksspielindustrie ist ein netter Versuch, meine Korrumpierbereitschaft auszutesten. Aber, nein, danke, sicher, nicht. (Daumen hoch!) Ich vertrau da lieber auf meine Fähigkeiten. Was ich besonders gut kann? Sekt trinken. Das habe ich auf den vielen Premierenfeiern super gelernt. Deswegen kommt es mir auch sehr entgegen, dass die Regierung jetzt die Schaumweinsteuer verschwinden lässt, damit verschwinden augenblicklich viele meiner Probleme. Ich mag solche Fragen ja sehr gern in Bewerbungsgesprächen. Meine liebste Bewerbungsfrage: Wo sehen sie sich in 5 Jahren? Die würde ich jetzt auch gerne gestellt bekommen und dann würde ich sie einfach an die Frau Staatssekretärin Lunacek weiter leiten. Die hat da sicher einen Plan, wie die Zukunft aussieht, aber wie bei allen guten Plänen, ist der noch geheim und wird frühestens in 5 Jahren gelüftet. Ich lüfte jetzt mal die Betten, denn das ist mir als Frau im Moment realistisches Betätigungsfeld genug, man kriegt ja so viel zurück von der Gesellschaft. Und du, wie befriedigst du grad dein überbordendes Anerkennungsbedürfnis?
                                                        Gruß, Zieher


CovBrief10
Hallo Zieher.
Also wow!
Dein Gebrauch von Actionwörtern aus dem Jugendsegment haut mich komplett aus der Bahn. Bam! Oder Bäm? Who knows?!
Mit Geld läuft es wirklich prima, es zahlt sich jetzt einfach wirklich aus, dass ich im Vorstand der Casinos Austria sitze.
Falls du dich auch dafür interessierst, ich könnte dich da reinbringen - also selbstverständlich weil deine Kompetenz und Leistungen für dich sprechen.
Ich würde mich wirklich drüber freuen, wenn du überhaupt deine Optionen ein bisserl genauer unter die Lupe nimmst. Was kannst du? Was sind deine Qualifikationen? In welchem Segment siehst du dich als Frau realistisch? Sprichst du Russisch? Oder kannst du zumindest pantomimisch Russisch-Deutsch dolmetschen?
Fragen über Fragen.
Also. Go Zieher! Ich schicke dir noch die Bewerbungsunterlagen für die Casinos-Sache, bitte antworte ASAP


CovBrief 9
Hallo Leeb,
na endlich meldest du dich mal! Ich dachte schon, du stehst immer noch an der Kasse vom schwedischen Möbelhaus an. Dabei hast du die Zeit offensichtlich vorbildlich genützt für deine Erdung. Mit dem Starkstrom wäre ich allerdings etwas vorsichtig, ich hab gehört, Bill Gates besitzt auch Stromfirmen und je mehr du dich erdest umso mehr profitiert er davon. Deine heimische Urlaubsplanung scheint mir recht zukunftsweisend. Ich habe mich darüber lang mit dem freundlichen römischen Legionär unterhalten, der nach Vindobona gereist und letztlich im Schlosspark Schönbrunn stehen geblieben ist. Wir sind beide sehr skeptisch, was das Reisen über heimische Grenzen hinaus betrifft. Wenn wir ehrlich sind: so schön ist es woanders auch nicht. Und früher war nicht alles besser (sagt er). Ich bin grad weder besser noch schlechter als früher. Von dieser ganzen übertriebenen Flexibilität in der Lebensführung halte ich nichts. Wenn man einmal einen Holzweg beschritten hat, soll man ihn auch weiter gehen, selbst wenn man sich einen Schiefer eingetreten hat und der Weg mittlerweile ein schiefer ist. Ich sehe hier Philippa Strache und Karin Kneissl als Vorbilder für uns Frauen. Die treten für ihre Männer selbst in schwierigen Zeiten ein. Kneissl kniet sich zwar jetzt nicht für ihren eigenen Mann rein, aber für Putin und seinen höchst objektiven Sender Russia Today, was wiederum ihre Fähigkeit zum Erkennen der wahren Größe eines Mannes beweist. Die hat Philippa ohnehin längst erkannt (nicht was du denkst!). Diesmal hat sie nicht aus dem Handtäschchen geplaudert, sondern hochphilosophisch getwittert: Wirklich große Männer erkenne man an ihren Worten und nicht an ihren Taten! Bäm! Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen. Gerede zählt mehr als Getue! Die aufmunternden Reden über die Bedeutung der Frauen in der Arbeitswelt sind beispielsweise wesentlich beglückender als die einschläfernden Statistiken über fehlende Erfolge bei der Beseitigung von Gehaltsunterschieden. Apropos Gehalt, wie schlägst du dich denn gerade so durchs Leben?
Es grüßt Dich, Zieher


CovBrief8
Hallo Zieher.
Ich konnte einige Tage nicht antworten, weil ich über deine Frage zu meinen Urlaubsplänen nachdenken musste.
Meine Conclusio: Ich glaube, ich bleib daheim.
Für mich ist eine Fahrt mit der Bim so aufregend - eine Hubschrauberflug über den Grand Canyon ist ein Schas dagegen. Weißt du, wo der tollste Platz in der Bim ist? Direkt hinter der Fahrerkabine - großes Fenster, Beinfreiheit (weil man eh stehen muss) und viel Frischluft, weil die Tür direkt gegenüber liegt. Ein Traum!
Habe mich letzte Woche auch lange in der Käseabteilung im Supermarkt aufgehalten. Einfach so. War auch sehr schön.
Ich bin ja total besoffen von meiner eigenen Genügsamkeit und bin gespannt, wann mein normaler Trottel-Modus mit Spaß-Shopping und Raunzerei wegen schlechter Bedienung im Lokal wieder losgeht. Bin aber grad so geerdet, wie mir in Lifestyle-Kanälen empfohlen wird und bin sicher, dass ich noch lang ein besserer Mensch bleibe.
Bist du auch grad besser als früher?


CovBrief 7
Liebe Leeb,
da war ich ganz schön beeindruckt ob Deiner Kunstsinnigkeit! Ich dachte ja, du bist mehr Dallidalli als Dali. Ich habe mich jedenfalls gleich davon inspirieren lassen und ein Kunstwerk nachgestellt, das ist ja gerade der Renner im Online-Selfshowing. Ich habe mir – wie unschwer zu erkennen ist – Albrecht Dürers Feldhasen als Vorlage genommen und ich muss sagen, dass ich es ziemlich gut hingekriegt habe.
Das TAG wird übrigens jetzt auf Hörspiele umstellen, habe ich gelesen. Von daher ist dein dezenter Damenbart kein Hindernis für ein allfälliges Auftreten, außer der Bart rauscht beim Sprechen wie der von Methusalem oder der von Noah (hat der sich überhaupt noch rasiert auf seiner Quaratäne-Arche?) Biblische Ausmaße gefallen mir übrigens sehr gut: die Vorstellung, dass man in 2000 Jahren die CovBriefe nach Zieher&Leeb in improvisierten Hochämtern vorlesen wird, entspricht meinem Größenwahn. Apropos Größenwahn: Wieso gab’s eigentlich schon ewig keine Pressekonferenz mehr? Ich komme mir so verloren vor ohne tägliche Pressekonferenz und kann mich gar nicht mehr erinnern, wie wir vor Corona erfahren haben, wie der Hase zu laufen hat, ohne dass uns das in Pressekonferenzen mitgeteilt wurde. Mein Mitteilungsbedürfnis nimmt allerdings von Tag zu Tag ab, werde immer einsilbiger in den Gesprächen mit mir. Selbst beim IKEA-Einkauf war ich mir dann auf einmal gar nicht mehr sicher, ist das noch Schlangestehen oder doch schon Sommerurlaub. Und du, schon Urlaubspläne?
Gruß, Zieher

 


CovBrief 6
Hallo Zieher!
Ein Treffen im Herbst kann ich mir vorstellen, bin aber in der momentanen Situation absolut nicht in der Lage konkret etwas auszumachen. Das Konkrete ist in meinem Leben langsam abgetaucht und wie ein Dali-Bild zerronnen. Ebenso laufen Ameisen durch meine Küche, unsere Wanduhr zerfließt bei ihrem Tagwerk und mir wächst der Damenbart Gesicht-aufwärts. Dabei mag ich Dali nicht einmal.
Die Nummerierung dieser Briefe scheint eine sinnvolle Idee zu sein, löst bei mir aber sofort die Sorge aus, dass dieses Corona-Ding zeitlich biblische Ausmaße annehmen wird. Als Ablenkung dazu war die Verlockung heute zu IKEA zu fahren und endlich ein Billy-Regal zu kaufen schon sehr groß, jedoch schließt sich an dieser Stelle der Kreis zu meinem Problem mit dem Konkreten und den damit verbundenen Handlungen. Warst du schon Regal einkaufen?
                                                        Gruß, Koll.Leeb


CovBrief 5

Liebe Leeb,
Reden ist bekanntlich Silber, Schweigen ist Gold. Deshalb schweige ich lieber zu Deiner Gesichtsfarbe. Allerdings bin ich froh, dass Du noch auf Dein Äußeres schaust, auch wenn sonst niemand drauf schaut, solange wir nicht öffentlich auftreten dürfen. Abstand halten gelingt mir recht leicht, denn wie die Wissenschaft heraus gefunden hat, braucht es nur Willenskraft und Charisma und schon weichen einem alle aus. Ich halte es hier mit Alexander dem Großen, der sagte: „Ich schaue nur gradaus.“ (auf Griechisch, natürlich). Ich mag dieses Abstand halten ja, da hat man mehr Platz für persönliche Entfaltung. Apropos Entfaltung: Unsere Mitlesenden Doris Goldner und Paul-Jürgen Wagner entfalten vor uns das österreichische Dilemma schlechthin: die einen wollen keinen Streit, die anderen fordern ihn sogar. Wir sollen also nicht streiten beim Streiten. Na, wenn da mal nicht die Regierung unser bestes Vorbild ist in der zur Schau getragenen Streitlosigkeit, Message Control und Selbstbeherrschung sind dafür unabdingbar. Ab sofort brauchen wir uns übrigens nicht mehr beherrschen und können uns, wenn wir wollen, sehen. Ich möchte das aber lieber langsam angehen, nicht zu viel Nähe auf einmal zulassen. Also wie wäre es mit einem Treffen im Herbst?

Es grüßt dich weit entfernt, Zieher

PS: Da das hier wohl noch länger gehen wird, hab ich mal eine Nummerierung begonnen und sie als Briefe gekennzeichnet, das hat so was Biblisches (Brief 5 der Coronasen an die Coroniten).

 


CovBrief 4

Körperpflege. Also wirklich, Zieher!
Nice try, aber ich bin sicher, dass du mit meiner silbanen Gesichtspflegemaske nicht mithalten kannst. Dieses Frauenvertrottelungsprodukt ist für über die Nacht gedacht, bloß schaff‘ ich es nicht, nur am Rücken liegend zu schlafen. Hier schließt sich leider auch der ewige Kreis der glücklichen Hausfrau: Schönheit pflegen (Nachtmaske) endet mit Betten täglich frisch überziehen (Scheißdreck-Nachtmaske klebt überall im Bett) und tüchtiges Waschmaschine beladen und dann schwitzen, Gesichtsporen dadurch verstopfen, dann wieder Nachtmaske usw.
Daher trage ich diese tagsüber und glänze so bei einfachen Tätigkeiten im Alltag.
Der Babyelefanten-Abstand draußen in der Welt ist auch gewährleistet, weil wie wir wissen, lösen Depperte automatisch einen Ausweichreflex bei den Mitmenschen aus - Win-Win für mich.
Was sind deine Abstand-Strategien?
Gruß, Leeb
P.S. Ich hoffe, du findest alle Fehler in meinem Text. Es sind mehrere, ich sag dir nicht, wie viele. Enjoy the klugscheißing.

 


CovBrief 3

Liebe Leeb,

ich kann Dir versichern, dass Deine nicht gerade subtile Botschaft mit dem Foto an mich als Zugezogene angekommen ist, denn nach mehr als 20 Jahren in Wien kenne ich natürlich die Redensart "Lass mi in Kraut" sehr wohl. Vor unvorteilhaften Fotos habe ich keine Angst, denn wie sagte schon KonfuTse: "Dem, der im Inneren schön ist, können äußere Schmähungen halb Wurst sein." (siehe Foto!) Im Übrigen bin ich sehr dafür, dass die Polizei weiter den Musikunterricht übernimmt. Ich sehe da überhaupt mehr Möglichkeiten, dass die Polizei zusätzliche Bildungsaufgaben übernimmt. Beispielsweise den Mathematikunterricht, indem sie jeden Tag um 10 Uhr das Volk per Lautsprecher mit dem 1x1 beschallt und um 11 Uhr willkürlich einzelne Menschen abprüft. Wer die Antwort nicht weiß, würde dann gleich eingesperrt werden. So würden wir das Potenzial der Polizei voll ausschöpfen und könnten einiges beim Lehrpersonal sparen. Denn man sollte auch die Fähigkeiten des Lehrpersonals nicht überschätzen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Dich als ehemalige Lehrerin darauf hinweisen, dass in Deinem letzten Posting ein Rechtschreibfehler ist. Ich sage Dir aber nicht wo, weil ich Dich ermutigen möchte, selbst drauf zu kommen (außer es hilft Dir jemand). Ich sorge mich etwas, dass Du in dieser Corona-Zeit geistig und auch sonst verlotterst. Betreibst Du denn noch Körperpflege?

Es grüßt Dich Deine bessere Hälfte, Zieher

      


CovBrief 2

Liebe Zieher!
Schön, dass du schreibst. Da du dich bei deinen Zeilen an mich für ein Bild entschieden hast, das meine körperlichen Vorzüge dermaßen betont, gehe ich davon aus, dass du wohlauf bist und genug Energie aufbringst um Witze auf meine Kosten zu machen. Ich antworte noch mit nobelster Zurückhaltung und halte dich im Ungewissen, welches der vielen unvorteilhaften Bilder, die ich von dir habe, demnächst auf dieser Plattform zu sehen sein werden.
Auf die Frage, wie es mir geht: Gut. Habe heute Frühkraut blanchiert und werde es zu Krautfleckerl verarbeiten, hebe es mir dann für nachmittags auf, mir Gedanken über Freibäder ohne Wasser, Desinfektionsmitteln in unseren Adern und keinen Musik- und Turnunterricht in den bald geöffneten Schulen zu wundern. Wie sollen unsere dicken Kinder „I am from Austria“ singen lernen, wenn  es die Polizei nicht mehr für uns vorspielt? Vielleicht kannst du mir das beantworten. Es grüßt dich,
Koll. Leeb


Fotocredit: Stefanie Hummer
Fotocredit: Stefanie Hummer

CovBrief 1

Liebe Leeb,

verdammte Scheiße noch einmal! Da ist man ein Duo und auf einmal ist man keine Hälfte mehr davon, weil man gar nicht mehr im Duo sein darf. Zumindest nicht in Echtzeit und Echtnähe. Was waren das für Zeiten, in denen wir uns auf der Bühne echt so nahe waren und miteinander improvisiert haben, dass mir deine tröpfchenweise Übertragung von Worten schon ein bisschen zu flüssig vorgekommen ist. Oder du mir zärtlich-ekelhaft mit einem nassen Finger meine Augenbraue gerade gerichtet hast und ich – weil gerade auf der Bühne vor Publikum - mich nicht dagegen wehren konnte. In Zeiten wie diesen sehne ich mich fast schon wieder danach von dir angekörperlt, angeschwitzt und bespuckt zu werden. Und, wie geht’s dir so?

Es grüßt dich deine bessere Hälfte, Zieher